Die Comte de Montfort l'Amaury :

Die Herren und Grafen von Montfort traten im Mittelalter mehrfach in Erscheinung. Über die hier geschriebenen ist bekannt, dass sie dem ersten Haus Montfort, einer Familie des französischen und anglonormannischen Adels entstammen, die ab dem Beginn des 11. Jahrhunderts bezeugt ist, und ab dem Ende des 11. Jahrhunderts bis ins dritte Viertel des 13. Jahrhunderts hinein sowohl in Frankreich als auch in England eine herausragende Rolle spielte.

Der historische unbedeutende Namenszusatz l'Amaury dient vor allem zur Unterscheidung zu anderen Familien gleichen Namens (z. B. auch zu dem Vorarlberger Haus Montfort*), und lehnt sich an die Entscheidung des Herkunftsortes der Familie an, sich nach dem ersten Herren von Montfort in Montfort-l'Amaury umzubenennen, da auch der Ort Montfort-l'Amaury bereits seit dem Beginn des 11. Jahrhunderts im Besitz des Hauses Montfort war.


Zu einem späteren Zeitpunkt der Geschichte, im Jahre 1486, wird Graf Hugo XVI. von Montfort-Bregenz aus dem deutschen Adelsgeschlecht der von Montfort die Verwandtschaft mit, dem aus dem französisch-anglonormannischen Adelshaus stammenden, Jean de Montfort-l'Amaury bestätigt.

  Haus Montfort-l'Amaury:

Der Aufstieg des Hauses Montfort-l'Amaury begann mit Simon I. de Montfort, der die Erbin der normannischen Grafschaft Évreux heiratete.


Die Hinwendung der Familie zum englischen Adel begann bereits sehr früh. Bertrada de Montfort, Tochter von Siomon I., heiratete im Jahre 1089 in erster Ehe Fulko IV. Graf von Anjou, durch den sie die Mutter von Fulko V. von Anjou wurde, dem späteren König von Jerusalem und Vater von Gottfried Plantagenet, wodurch sie zu den Stammmüttern der Anjou-Plantagenet und damit des englischen Königshauses gehört. Später, im Jahre 1092, heiratete Bertrada den französischen König Philippe I., wodurch sie dann Königin von Frankreich wurde.

Über Simon III. († 1181) Graf von Évreux und Sire de Montfort, gelangte die Grafschaft, und später über das Haus Rohan -ein französisches Adelsgeschlecht mit erheblichem Einfluss auf die Geschichte des Landes, welches neben dem Haus Clisson und dem Haus Laval die mächtigste Familie der Bretagne war- in den Fürstenstand erhobene, Rochefort in Besitz der Familie. Dieser Fürstentitel lebt bis heute fort.

  Grafschaft Montfort-l'Amaury:

Zu Gunsten Simon IV. wurden die Herren von Montfort-l'Amaury im Jahre 1199 in den Grafenstand erhoben.


Ursprünglicher Hauptstammsitz der Grafen von Montfort-l'Amaury war die aus dem Jahr 996 stammende und auf König Robert II. zurückgehende Burg Montfort in der Region Yvelines. Im Laufe der Zeit erweiterten die Grafen von Montfort-l'Amaury ihren Stammsitz auf verschiedene Regionen Frankreichs, so dass sie bald auch in Carcassonne und Puivert (Département Aude, Südfrankreich), sowie Beziers (Region Languedoc-Roussillon) weitere Stammsitze unterhielten.

Simon IV. de Montfort et de Rochefort († 1218), der Anführer des Albigenserkreuzzugs, heiratete um etwa 1190 Alice de Montmorency, die dem alten Adelsgeschlecht von Frankreich und den Niederlanden entstammt. Im Jahre 1206/1207 fiel ihm der Titel des fünften Earl of Leicester zu. Während sein Bruder Amaury VI. aufgrund einer militärischen Auseinandersetzung mit dem französischen König die Grafschaft Évreux abgeben musste, konnte Simon seinen Besitz in Frankreich halten. Seine Bindung an den Papst, seine Teilnahme am Vierten Kreuzzug, vor allem aber seine Erfolge bei den Albigenserkreuzzügen sicherten seine Position, zumal der Kampf gegen die Albigenser ihm auch eine Reihe von Titeln in Südfrankreich einbrachte, und -neben Vizegraf von Béziers und Carcassonne, sowie Graf von Toulouse- in dem des Herzogs von Narbonne gipfelte.


Nach dem Tod Simon IV. gingen die englischen Besitztümer an dessen zweiten Sohn Simon V. de Montfort-l'Amaury. Besonders zu erwähnen sind hier das Amt des Lord High Steward und die Grafschaft Leicester.

Anm.: In der Literatur wird der Kreuzzügler Simon von Montfort unterschiedlich bezeichnet, was häufig zu Verwirrung führt; oft wird er Simon IV. genannt, oft aber auch (und zwar korrekt) Simon V.; hier bezeichnet ist er als Simon IV.

Simon V. von Montfort (* 1208 † 1265) war der jüngste Sohn von Simon IV. und erwarb 1218 von seinem Vater den Titel des Earl of Leicester. Er wuchs fast mittellos in Frankreich auf. Nach einem gegenseitigen Erbverzicht mit seinem Bruder Amaury de Montfort, in dem dieser die französischen und Simon die englischen Erbrechte bekam, ging dieser um 1230 an den Königshof Heinrichs III. Dem erst 18 Jahre alten Montfort gelang es bald, seine Erbansprüche durch den König bestätigen zu lassen, die englischen Ländereien der Leicesters wurden restituiert. Obwohl er bei Hof ein Außenseiter war, erwarb er das Vertrauen des Königs.

1238 heiratete Simon V. Eleanor von England († 1275), Tochter von John I. von England (auch bekannt als Johann Ohneland) aus dem englischen Königshaus Anjou-Plantagenet. Als die Heirat publik wurde, protestierten die Barone und insbesondere Heinrichs Bruder Richard gegen die Verbindung mit einem ihrer Ansicht nach unwichtigen Einwanderer. Noch im selben Jahr musste Montfort die Heirat persönlich in Rom von Papst Gregor IX. bestätigen lassen. Im selben Jahr kam sein Sohn Henry (benannt nach dem König) zur Welt, 1239 wurde ihm der Titel des 6. Earl of Leicester endgültig zugesprochen. Neben dem Titel des 6. Earl of Leicester führte er Simon V. auch den Titel Vizekönig von Gascogne und Regent von England und hatte das Amt des Lord High Steward inne.

  Lord High Steward:

Simon V. von Montfort wurde mit dem Amt des Lord High Steward von 1218 bis 1265 betraut. Der Lord High Steward ist der Führende der Great Officers of State. Unter ihm stehen der Lord High Chancellor (Lordkanzler) und der Lord High Treasur (Lordschatzmeister).


Der Amtsinhaber hatte vornehmlich repräsentative Aufgaben wahrzunehmen wie den Vorsitz bei der Krönung britischer Monarchen und Erhebungen in den Adelsstand. Er nahm aber auch eine wichtige judikative Funktion wahr: den Vorsitz bei Prozessen gegen Mitglieder des Adels.

Obwohl zunächst ohne politische Funktion, nahm die Bedeutung dieser Position im Laufe der Zeit so zu, dass ihr Inhaber schließlich einer der wichtigsten Männer des Königreichs war.


  Grafschaft Leicester:

Die Grafschaft Leicester (ausgesprochen "Lester") entstand ursprünglich durch den im 12. Jahrhundert innerhalb der Peerage of England geschaffenen Titel eines Earl of Leicester.


Die Earls of Leicester of Holkham werden üblicherweise als Earls of Leicester angesehen, und die Differenzierung mit dem Namenszusatz "of Holkham", wird heute nur noch sehr selten benutzt.

Erster Titelträger im Rahmen der ersten Verleihung im Jahr 1107 war Robert de Beaumont, der gleichzeitig noch einen französischen Titel des Grafen von Meulan trug. Die männliche Linie der Beaumont endete mit dem vierten Earl of Leicester. Dessen Besitz wurde unter seinen beiden Schwestern aufgeteilt.

Der Sohn der älteren Schwester, Simon IV. de Montfort, fünfter Earl of Leicester, erwarb Leicester und die Rechte an der Grafschaft. Er wurde aufgrund der Feindschaft zwischen England und Frankreich zu jener Zeit allerdings niemals formell als Earl anerkannt, obwohl ihm der Titel zuerkannt wurde.


Erst seinem zweiten Sohn, Simon V. von Montfort, sechster Earl of Leicester, gelang es, die Grafschaft und das damit verbundene Land in Besitz zu nehmen.

Stammsitz der Earls of Leicester ist bis heute immer noch Holkham Hall bei Wells-next-the-Sea in der Grafschaft Norfolk im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland

  Montfort & Bretagne:

Seit dem späten 13. Jh. stand die Grafschaft Montfort-l'Amaury infolge der Heirat Herzog Arthurs II. (1294, in 2. Ehe) mit Yolande de Montfort mit dem Herzogtum Bretagne in enger Verbindung. Der Sohn des Herzogs, Jean, wurde Herr über Montfort. In Ermangelung direkter Nachkommen designierte Herzog Jean III. (1312-1341), der älteste Sohn Arthurs II. aus dessen 1. Ehe, seine Nichte Jeanne de Penthièvre (oo Karl von Blois, Neffen des Königs von Frankreich) zur Erbin. Dagegen proklamierte sich Jean de Montfort als einziger männlicher Erbe 1341 zum Herzog. Er fand natürlicherweise die Unterstützung Englands; der Bretonische Erbfolgekrieg, ein verheerender Seitentrieb des Hundertjährigen Krieges, begann. Nach dem Tode Jeans (1345) konnte sich dessen Sohn, unterstützt von zahlreichen Anhängern, in langen, wechselvollen Kämpfen als legitimer Herzog (Jean IV.) durchsetzen und 1364-1399 die Bretagne, wenn auch nie unangefochten, regieren.


Verlor die Grafschaft Montfort in dieser Periode allmählich ihre Sonderstellung, so wird doch das Herzogshaus der Bretagne bis zu Franz II. (1458-1488) und seiner berühmten Tochter Anna (Anne de Bretagne) als Haus Montfort bezeichnet.


Anne de Bretagne et Comtesse de Montfort (1477-1514) war zwischen 1489 und 1491 und von 1498 bis zu ihrem Tode Herzogin der Bretagne. Sie war durch ihre Ehen auch Königin von Frankreich (1491–1498), Erzherzogin von Österreich (1490–1491), Königin von Sizilien und Jerusalem und erneut Königin von Frankreich (1499–1514) und Herzogin von Mailand.

 

 Wiederbelebung durch Nobilitierung und Namensführung des Hauses im Jahre 2010

 

Im Jahre 2010 wurde dem deutschen Alfred Boecker (* 1964) der Titel und Name Comte de Montfort-l'Amaury und Duc de Bretagne durch die Nachkommen der Rurikiden,

( russisches Fürstengeschlecht ) nach historischem Adelsrecht, durch Nobilitierung zugesprochen. 

Das Haus de Montfort l'Amaury et de Bretagne wird von Alfred B. Comte de Montfort de Bretagne zur "Traditionspflege" geführt und bewahrt.

 

 

 http://www.manfred-hiebl.de/mittelalter-genealogie/_kreuzzuege/m/montfort_dynastie.html